Der große Datenhunger: Alles für alle und das umsonst?

Zahlungsmittel: Persönliche Daten

Lukratives Geschäft mit Millionen Informationsschnipsel

Stellen Sie sich vor, Sie gehen in den Supermarkt und müssen für Ihren Einkauf nicht bezahlen. Stattdessen werden Sie an der Kasse gebeten, in einem Fragebogen ihre persönlichen Daten teilweise oder ganz preiszugeben. Würden Sie das tun?

Die meisten Menschen – und sicherlich auch Sie – würden mit einem klaren „Nein“ antworten. Dabei tun wir es im Netz schon längst: Wir bezahlen mit unseren persönlichen Daten und „pfeifen“ auf den Datenschutz.

Milliarden kostenlose Daten im Minutentakt

Die Digitalisierung hat unser Leben ganz beiläufig aber umfassend im Griff. Daten werden überall erzeugt, gesammelt, gefiltert und ausgewertet. Wir schreiben digital, lesen die täglichen Nachrichten aus dem Netz, laden unsere Fotos und Lieblingssongs auf Festplatten – überall hinterlassen wir dabei unsere persönlichen Daten. Milliarden Informationsschnipsel werden so weltweit im Minutentakt in sozialen Netzwerken und Internetdiensten erzeugt. Sie zu sammeln und aus ihnen Profile zu erstellen – sortiert nach Alter, Geschlecht, Aufenthaltsort und Wohnort, Arbeitgeber oder Nationalität – ist ein lukratives Geschäft.

Der Treibstoff: Etwas höchst menschliches

Und scheinbar haben wir die Rolle des ewigen Datengebers gut akzeptiert: Unser Smartphone kann verraten wo wir gerade sind, unsere Freunde erfahren dank Facebook und Co. alles über unseren Alltag. Der Treibstoff, der Facebook, Google und Co. am Leben hält: benutzergenerierte Inhalte, also Informationen vom Nutzer selbst – über sich und über andere Nutzer. Völlig kostenlos, absolut legal. Bereitwillig freigegeben zum gewinnbringenden Verkauf. Die Ware: E-Mailadressen, persönliche Profile, Postleitzahlen, Telefonnummern, Fotos und auch soziale Verbindungen der Benutzer untereinander – Datenschutz? Fehlanzeige! Wir wissen all das und trotzdem können wir nicht davon lassen. Denn kostenlos gibt es etwas höchst menschliches: Kontakte, Kommunikation, Spaß, Freunde, Einkaufsempfehlungen.

Jeder zweite Deutsche würde für Datenschutz zahlen

Umfrage TNS Emnid, i.A. vzbw, 10/15 Nach einer TNS-Emnid-Studie würden mehr als die Hälfte (51 Prozent) der Deutschen sogar etwas zahlen, um höchsten Datenschutz und Werbefreiheit bei sozialen Netzwerken, E-Mail-Diensten und Co. zu erhalten. Von ihnen wäre wiederum jeder Zweite (54 Prozent) bereit, bis zu fünf Euro monatlich zu bezahlen. Immerhin jedem Dritten (33 Prozent) wären Datenschutz und Werbefreiheit sogar mehr als fünf Euro pro Monat wert.

Auch wer zahlt, wird verkauft

Sie glauben: Dann bezahle ich eben eine Gebühr und mein Datenschutz ist gesichert – diesen Zahn müssen wir Ihnen leider ziehen. So einfach ist es nicht! Es fehlt an Alternativen und auch zahlende Kunden werden fleißig von Internetanbietern ausspioniert. Sicher haben Sie sich auch schon gefragt, warum die Buchempfehlung des Online-Shops so außerordentlich gut ist? Aber woher weiß der Online-Büchershop eigentlich, dass ich eine Gitarre besitze? Und wenn der Shop das weiß, wer kann meinen Literaturgeschmack noch einsehen? Ganz ehrlich: Ein Gefühl der Hilflosigkeit und des Ausgeliefertseins überkommt einen da schon.

Umfrage TNS Emnid, i.A. vzbw, 10/15 Das beste Beispiel ist Marktführer Amazon. Wer hier bestellt, zahlt nicht einfach „mit seinen Daten“ für einen Gratisservice. Der Versandhändler erfasst umfangreich die Daten seiner Kunden. Was sie anklicken, was sie kaufen, was Kunden, die bestimmte Produkte auch gekauft haben, welche Interessensgebiete der Nutzer hat und noch viel mehr. Und dass Amazon kein Einzelfall ist, zeigen auch der Smartphone-Markt: Android- und Apple-Geräte kosten mehrere hundert Euro, trotzdem bedienen sich beide Firmen an den Positionsdaten ihrer Kunden und nutzen deren Profil, um Werbung anzuzeigen.

So geht’s: Mit Cookies zum Nutzerprofil

Mit Hilfe von Cookies werden präzise Nutzerprofile erstellt, um sie zu speichern, für gezielte Werbung selbst auszuwerten oder weiterzuverkaufen. Eigentlich sind es nur Messwerte, kleine Informationsschnipsel ohne Namen der Vermessenen, die für die Personalisierung einer Webseite genutzt werden können. Allerdings sind nur wenige Informationen vonnöten, um aus anonymen Informationen personenbezogene Daten zu generieren: Wer Angaben zum Geschlecht des Benutzers hat, dazu seine Postleitzahl und das Geburtsdatum, kann durch Abgleich mit bestehenden Datenbanken von Personen die Information ableiten, um wen es sich handelt.

Fazit: Kostenlos hat seinen Preis

Wenn etwas kostenlos ist, sind wir das Produkt Es verwundert schon ein bisschen: Wir möchten einerseits bombensichere oder eindeutige Identifikationen und Zugangsberechtigungen wie Fingerabdrucksensor oder Iris-Scanner, um unser Smartphone und Laptop vor Zugriffen Dritter zu schützen. Und andererseits geben wir unsere Daten dann doch bereitwillig heraus: Bei Facebook, Google, Twitter sogar bei der kostenlosen und scheinbar harmlosen Smartphone App, die – kaum installiert – auch schon mit der Datensammelei beginnt. Oder warum sonst überträgt beispielsweise WhatsApp automatisch Kontaktdaten aus ihrem Telefonbuch in sein System? Was mit unseren Daten eigentlich passiert oder welche Datenverarbeitungsprozesse im Hintergrund ablaufen, können wir oftmals kaum nachvollziehen. Ganz gleich wo Sie surfen, was Sie suchen, ob Sie „Liken“ oder Kaufen: Seien Sie sich bitte stets bewusst, dass Ihre Daten einen hohen Wert haben und gehen Sie privat wie im Beruf bewusst sparsam mit personenbezogenen Daten um. Sie haben es selbst in der Hand, ob und wofür Sie auf Ihre Privatsphäre und Ihren Datenschutz verzichten.

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